Abenteuer in der Noosphäre: Orte, Texte, Interpretationen
“Lesen bildet, Reisen erweitert den Horizont”, heißt es. Und das stimmt – oder kann stimmen. Lesen bereichert, wenn es zu einer Auseinandersetzung mit dem Vorgefundenen kommt. Wer beispielsweise irgendwo am Strand eine Komödie, ein Traktat oder einen Artikel über die lokale Geschichte ließt und darüber nachdenkt oder mit anderen Standgästen diskutiert tritt in eine Art Kultursphäre ein, die von der Menschheit um die Welt gewoben wurde. Subjektive Erkenntnisse, unerwartete Ansätze und sogar gelegentliche Revolutionen prägen diese fluide Welt der Ideen – und zuweilen auch die Orte, an denen sie entstanden sind oder Anwendung fanden. Lesend und reisend kann man so vor Ort in das selten harmlose, oft raue Wunderland der Ideen und Gedanken eintauchen, die unseren Planeten einhüllt, das beispielsweise „Gedankenäther“ genannt werden könnte. Aber ich denke, der Begriff „Noosphäre“ ist hier angebrachter. Der Begriff, zusammengesetzt aus altgriechischen Wörtern für Gedanken/Wahrnumung und Sphäre, hat seit seiner Einführung in den 1920ern (mehr dazu an anderer Stelle) verschiedene Bedeutungen angenommen. In den 60ern beschrieb Marshall McLuhan die Noosphäre als „kosmische Membran, die sich durch die elektrische Erweiterung unserer verschiedenen Sinne rund um den Globus gelegt hat“. Heute würden viele das einfach als „das Netz“ bezeichnen, aber diese sehr vereinfachte Sicht wird der Ideendimension, in der Menschen mit Produkten des Geistes interagieren, nicht gerecht. Wie auch immer, die sicher nicht greifbare, flüchtige und elektrisierende Noosphäre kann so beschrieben werden, dass sie durch fortschreitende Geschichte, neue Geschichten und individuelle Interpretationen von uns, den sogenannten Rezipienten, immer neu geschaffen wird. Als eine Art Tor in die Noosphäre sollen hier Kombinationen aus Orten und Texten (wobei “Text” alles meint, was irgendwie “gelesen” werden kann, also jegliches Kulturwerk) vorgeschlagen und ansatzweise erläutert werden. Mit den ersten Erkundungen dieser Sphäre sind die oben erwähnten Strandlesery zu „Noonauty“ geworden; dies hier will nur ein weiterer Weg sein, die Verbindungen innerhalb der Noosphäre zu verdichten. Wozu auch ein Kommentar auf diesen Seiten beitragen könnte.
T. Elling.